Die Definition von ‘Geschlecht’ und ‘Geschlechterdifferenz’ ist ein interdisziplinäres Minenfeld – ob in der Politik, dem Rechtswesen, der Wissenschaft und auch Wissenschaftskommunikation: überall wird diskutiert, Geltung beansprucht, die eine Wahrheit verlautbart. Wie in vielen anderen Auseinandersetzungen, so fehlt auch hier ein Common Ground (CG), also geteiltes Wissen, geteilte Informationen und Annahmen, die von allen Gesprächsteilnehmenden anerkannt werden, bzw. die kommunikative Bereitschaft, prinzipiell einen CG herstellen zu wollen.
Das Projekt KoKoKom beschreibt daher zunächst, wie Wissen in polarisierten Debatten als CG geteilt und bearbeitet oder bewusst zerstört wird. Solche polarisierten Debatten sind, wie man an Themen wie dem Klimawandel, der Corona-Pandemie oder auch der Gender-Diskussion erkennen kann, eine Herausforderung für die Wissenschaftskommunikation. Unser Projekt zielt darauf ab, solche polarisierten Diskurse mit Mitteln der Rhetorik und Linguistik empirisch zu untersuchen, das Verschwinden eines CG als Basis der Verständigung an einem paradigmatischen Beispiel zu analysieren und Möglichkeiten zur Förderung von Verständigung zu erforschen, also Techniken und Kommunikationsformate zu entwickeln, die einen gemeinsamen Verstehenshorizont fördern und gesellschaftliche Polarisierung vermeiden.
Forschungsfragen und -interesse
KoKoKom will zu diesen Fragen einen Beitrag leisten und dabei feingliedrige linguistische Analysen mit Diskursforschung und einer rhetorischen Forschungsperspektive verbinden, in der Kommunikation vor dem Hintergrund situativer Einflussfaktoren in den Blick genommen wird und kommunikative Maßnahmen aus Sicht der Adressat*innen untersucht werden.
Workshop auf WissKon 2025: "Triggerpunkte: Strategien der De-Polarisierung in der Wissenschaftskommunikation"
Dr. habil Nina Kalwa, Prof. Dr. Lily Tonger-Erk, Isolde Sellin
2. Dezember 2025, Karlsruhe